
Der persönliche Berater des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, Abdallah Frangi, hat in Münster den Nahost-Preis der Deutschen Initiative für den Nahen Osten (DINO) verliehen bekommen. Auch die Journalistin Inge Günther ist ausgezeichnet worden. Prominente Politiker traten dafür hinters Rednerpult.
Der Nahost-Konflikt hat Abdallah Frangi von klein auf beschäftigt. 1943 wurde Frangi in Beersheba, im damaligen Palästina, geboren, schon als Fünfjähriger wurde er mit seiner Familie nach Gaza vertrieben. „Journalisten schreiben, dass sich Frangis Leben wie ein Agententhriller liest“, sagte der frühere Botschafter Deutschlands in Israel, Rudolf Dreßler, am Montag im Erbdrostenhof in Münster. Viele von Frangis politischen Mitstreitern wurden ermordet, er selbst entging nur knapp einem Briefbombenattentat. Verzweifelt hat Frangi dennoch nie (Laudatio Rudolf Dreßler).
Unermüdliches Verständnis zwischen beiden Seiten
Für diese unermüdliche Verständigung zwischen beiden Seiten bekam Frangi jetzt von der Deutschen Initiative für den Nahen Osten (DINO) den Nahost-Preis überreicht. Die Entscheidung traf eine Jury unter Vorsitz von Manfred Erdenberger.
Die Universität Haifa mit 25 Prozent arabischer Studenten, die Hand-in-Hand-Schule in Jerusalem mit zur Hälfte arabischer wie jüdischer Schüler – für Rudolf Dreßler sind das nur wenige von vielen Beispielen, die zeigen, dass ein friedvolles Miteinander von Juden und Arabern möglich ist. „Bürger sind in vielen grundlegenden Konfliktfällen weiter als politische Repräsentanten“, ist der ehemalige deutsche Botschafter überzeugt. Ein Beleg dafür sei der palästinensische Diplomat Abdallah Frangi – „wenngleich er sehr wohl ein politischer Repräsentant ist“, wie Dreßler anmerkte.
„Frangi brachte die Interessenlage des palästinensischen Volkes nachhaltig auf die deutsche politische Bühne“, unterstrich Dreßler in seiner Laudatio – „nicht als fanatischer Eiferer, sondern als Diplomat und Brückenbauer“. Ab 1974 war Frangi offizieller Vertreter der PLO in Deutschland, heute ist er persönlicher Berater des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas und seit Juli 2014 vereidigter Gouverneur von Gaza.
Einsatz für die Zwei-Staaten-Lösung
Frangi setzt sich für die Zwei-Staaten-Lösung ein. „Ich bin überzeugt, dass wir der schon sehr nah gekommen sind“, sagte der sichtlich gerührte Palästinenser in seiner Dankesrede. Zuvor war zu seiner Überraschung noch die SPD-Politikerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ans Rednerpult getreten, die er bereits während seiner Zeit an der Universität in Frankfurt kennenlernte. „Frangi war stets die Stimme Palästinas, auch, als es ihm schlecht ging“, sagte Wieczorek-Zeul.
Der Ort der Preisverleihung hätte für ihn wohl nicht besser gewählt werden können. „Der Westfälische Frieden hat Vorbild-Charakter für den Nahen Osten“, meinte Frangi, der die Auszeichnung als weiteren „Ansporn“ bezeichnete.
Ebenfalls mit dem Nahost-Preis geehrt wurde die Journalistin Inge Günther für ihre Berichte aus Nahost. Ihre Arbeiten seien geprägt von Kenntnisreichtum, Einordnung und Anstand, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Frank Überall, in seiner Laudatio. „Wir brauchen die Faktenchecker vor Ort.“
Günther freute sich in ihrer Dankesrede über die „Wertschätzung meiner Arbeit, die mir zugleich den Rücken stärkt“. Wer den Nahost-Konflikt verstehen will, müsse öfter mal die Perspektiven wechseln, sagte Günther, aber dennoch eine gewisse Distanz halten. Sie schloss sich der Aussage Frangis an: „Eine Zwei-Staaten-Lösung ist die beste Lösung.“
(Quelle: Text: Westfälische Nachrichten, M. Katerkamp, Fotos: © DINO)
Ein herzlicher Dank gilt auch Dr. Uwe Koch und Ritski Bracht, die der Feierstunde gekonnt den musikalischen Rahmen verliehen haben.
Zu den Presseberichten:
Bericht der Westfälischen Nachrichten
Bilderstrecke der Westfälischen Nachrichten
TV-Beitrag des WDR in der Lokalzeit
Bildergalerie - Empfang im Friedenssaal der Stadt Münster
Bildergalerie - Feierstunde im Erbdrostenhof
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